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Wie viele Dinge brauchen wir wirklich?

einkaufswagen rast durch supermarkt

Vielleicht besteht unser größter Fehler darin, dass wir oft meinen, dass die Befriedigung von Bedürfnissen über Konsum am Engpassfaktor des Einkommens oder eben des nicht vorhandenen Einkommens scheitert und es uns deshalb an Zufriedenheit mangelt. Und vielleicht übersehen wir dabei, dass Zeit die eigentliche Ressource ist. Zeit, die benötigt wird, um in der Lage zu sein, ein Produkt zu nutzen, zu verwenden oder zu genießen.
Gleichzeitig reden und genüsslich Wein trinken geht nicht. Man kann auch nicht gleichzeitig im Urlaub in der Karibik und zu Hause sein. Oder man kann nicht gleichzeitig einen James Bond Film anschauen und im Café eine intime Verabredung wahrnehmen.

Vielleicht haben wir heute das Problem, dass wir immer mehr Güter anhäufen, die man als Zeiträuber bezeichnen kann. Dabei hat der Mensch folgendes Handicap: Die Physik – unsere Sinnesorgane und die Begrenztheit unserer psychischen Ressourcen – erlaubt es nicht, über eine bestimmte Beschleunigungsgrenze hinweg sich selbst irgendwelche Artefakte, Erlebnisse oder käuflichen Objekte unbegrenzt einzuverleiben. Das geht einfach nicht. Wenn wir den James Bond Film viermal so schnell anschauen, dann werden wir die Liebesszenen und die vielen „tollen Schießereien“ überhaupt nicht wahrnehmen können, weil uns die Augen Grenzen setzen. Das gilt auch für das Genießen von Weizenbier. Wenn wir dieses nämlich eimerweise hinunterkippen, dann spielen unsere Geschmacksnerven uns einen Streich, weil sie ebenfalls eine „eigene Physik“ haben.

 

Und das gilt für die meisten anderen Dinge auch. Menschliches Multitasking ist nicht möglich. Menschen können nicht mehr als zwei Dinge gleichzeitig kognitiv verarbeiten oder auch „physisch verwenden“ – außer vielleicht, wir jonglieren. Aber dennoch, wir können nicht mehr als zwei Intentionen gleichzeitig im Blick behalten.

Und weil dies so ist, ist die Logik des Glück stiftenden oder Zufriedenheit generierenden Konsums  die, dass eine Selbstbegrenzung nötig ist, um sich zu konzentrieren. Das heißt die knappe Ressource Zeit, die nicht vermehrbar ist, so anzuwenden, dass man die Güter auch „ausschöpfen“ kann.

Und genau deshalb ist Selbstbegrenzung erstens nicht lustfeindlich, sondern eine sinnvolle Vorkehrung vor Reizüberflutung und vor Überforderung – es ist die grundsätzliche Voraussetzung für Genuss. Und zweitens folgt daraus logischerweise, dass man eigentlich viel zufriedener mit weniger Gütern auskommt.

 

Und genau darüber lohnt es sich nachzudenken.